Unbestimmtheitstoleranz: Psychologische Einblicke in den Umgang mit Unsicherheit

Die psychologische Forschung zur Unbestimmtheitstoleranz bezieht sich auf das Maß, in dem Individuen Unsicherheit und Mehrdeutigkeit in verschiedenen Situationen tolerieren können. Hierbei sind verschiedene Theorien und Phänomene relevant, die die Reaktionen und Anpassungen von Menschen auf ungewisse Umstände beleuchten.

1. Definition und grundlegende Konzepte

Unbestimmtheitstoleranz (UT) wurde ursprünglich von Frenkel-Brunswik (1949) im Rahmen der Autoritarismusstudien definiert. Sie beschrieb UT als die Fähigkeit einer Person, mehrdeutige Situationen ohne Unbehagen zu erleben (Frenkel-Brunswik, 1949).

2. Theorien zur Unbestimmtheitstoleranz

- Persönlichkeitstheorien: Die Big Five Persönlichkeitseigenschaften, insbesondere Offenheit für Erfahrungen, wurden mit einer höheren Toleranz gegenüber Unbestimmtheit in Verbindung gebracht (McCrae & Costa, 1997).

- Kognitive Theorien: Budner (1962) betrachtete UT als eine kognitive Stilvariable, die beeinflusst, wie Individuen Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen. Menschen mit niedriger UT neigen dazu, schnelle und definitive Urteile zu fällen, um Unsicherheit zu reduzieren.

3. Phänomene und empirische Befunde

- Ambiguitätseffekt: Dieses Phänomen beschreibt die Tendenz, Optionen mit unbekannter Wahrscheinlichkeit zu meiden, selbst wenn sie möglicherweise einen höheren Nutzen bieten, was auf eine niedrige UT hindeutet (Ellsberg, 1961).

- Entscheidungsvermeidung: Forschung zeigt, dass Personen mit niedriger UT dazu neigen, Entscheidungen in unsicheren Situationen zu vermeiden, was als Entscheidungsvermeidung bekannt ist (Anderson, 2003).

4. Anwendungsbereiche

- Klinische Psychologie: Unbestimmtheitstoleranz spielt eine Rolle bei verschiedenen psychischen Störungen, darunter Angststörungen und Depressionen (Grenier et al., 2005).

- Organisationspsychologie: In der Arbeitswelt kann eine hohe UT dazu beitragen, dass Mitarbeiter besser mit Veränderungen und unklaren Anforderungen umgehen können (Ashford & Cummings, 1983).

Literatur

- Ashford, S. J., & Cummings, L. L. (1983). Feedback as an individual resource: Personal strategies of creating information. *Organizational Behavior and Human Performance, 32*(3), 370-398.

- Budner, S. (1962). Intolerance of ambiguity as a personality variable. *Journal of Personality, 30*(1), 29-50.

- Ellsberg, D. (1961). Risk, ambiguity, and the Savage axioms. *The Quarterly Journal of Economics, 75*(4), 643-669.

- Frenkel-Brunswik, E. (1949). Intolerance of ambiguity as an emotional and perceptual personality variable. *Journal of Personality, 18*(1), 108-143.

- Grenier, S., Barrette, A.-M., & Ladouceur, R. (2005). Intolerance of uncertainty and intolerance of ambiguity: Similarities and differences. *Personality and Individual Differences, 39*(3), 593-600.

- McCrae, R. R., & Costa, P. T. (1997). Personality trait structure as a human universal. *American Psychologist, 52*(5), 509-516.


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